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Stein, (Stein) …
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Ich bin weder Philosoph noch Theoretiker. Ich denke, daß ich ein Träumer bin, der ein guter Künstler sein möchte. Daß ich durch meine Arbeit und meinen Text andere Menschen irgendwie überzeugen oder zwingen will, habe ich nicht vor.Einmal hat der chinesische Denker nach dem Traum von einem Schmetterling gesagt haben: „Habe ich von dem Schmetterling geträumt? Oder hat der Schmetterling von mir geträumt?“ Dies zeigt, daß unsere Wirklichkeit eine Getäuschte sein könnte. So ein Beispiel kann man im Alltag nicht selten erleben. Nehmen wir das berühmte Beispiel, von dem halb vollen oder halb leeren Glas. Je nach dem, wie man das sieht, sind die beiden Betrachtungen richtig. Und schließlich möchte ich noch ein Beispiel von einem Bahnhof bringen. Das Ankommen eines Zuges in einen Bahnhof kann für Passagiere, die aussteigen, die Ankunft bedeuten. Aber für die, die einsteigen, kann es die Abfahrt bedeuten.
Nachdem ich diese Erkenntnis gewonnen habe, habe ich mich gefragt, ob eine solche objektive Sicht der Dinge angemessen ist, die nach absoluten Kriterien entschieden wird.
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Nun laß mich über meine Arbeit sprechen. Ich habe hier und da Steine gesammelt. Mit Hilfe dieser Steine habe ich neue Steine gemacht Die sind jedoch aus Papier entstanden. Nach der gewöhnlichen Sicht der Dinge wird der eine der echte Stein sein und der andere der falsche sein. Ich habe aber Zweifel an einem Ergebnis, das aus der gewöhnlichen Sicht der Dinge entstanden ist. Während dieser Ausstellung werde ich Ihnen die Steine, die ich gesammelt habe, zeigen und fragen. „Was sind das?“ Die Antwort, die ich erwarte, wäre: „Das sind Steine.“ Ich werde Ihnen dann die Steine zeigen, die ich aus Papier gemacht habe, und Ihnen dieselbe Frage stellen. „Was sind das?“ Die Antwort, die ich erwarte, wäre auch: „Das sind Steine.“ Ich darf doch solche Antworten erwarten, denn ich habe doch Steine gemacht. Weder einen Sperling, noch eine Katze, noch einen Hai oder noch einen Tisch, sondern eindeutig Steine.
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Die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit, die die Menschen nach ihrem absoluten und allgemeinen Urteil gezogen haben, wird zweifelhaft und unklar.
Die von mir geschaffenen Steine bekommen auch den Status `Steine´ und sie werden echt wie die Steine, die ich selber gesammelt habe. Wenn die von mir geschaffenen Steine für echt gehalten würden, würden die Steine, die zur Vorlage für die Kopie gedient waren, für unecht gehalten werden? Also wird seine Welt, die Welt des Schmetterlings.
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Laßt uns zum Schluß den Text noch einmal betrachten. Einer könnte zu meinen Steinen sagen. „Ihr seid von Chang-hoon geschaffen worden“. Damit bin ich völlig einverstanden, da ich die Steine doch wirklich gemacht habe. Keine Frage!
Ich werde aber zu den von mir geschaffenen Steinen stehen, und zu den Steinen, die ich gesammelt habe, werde ich sagen, ganz so wie der oben zitierte chinesische Denker ausgeführt hat.
„Seid Ihr ein Traum?“

Notiz _ März 2004  Lee