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Jedes Jahr am 14.7. in Paris geht die Sonne
genau um 6 Uhr auf und um etwa 21 Uhr 50 unter. Während diesen ca.
16 Stunden kann man alle 20 Pariser Bezirke (Arrondissement) zu Fuss erreichen.
Ich habe unter 5 Sommern am den Tag einen
Spaziergang arrangiert, der wie eine Spirale durch die Mittelpunkte aller
Pariser Arrondissements führt. Die Mittelpunkte habe ich damals mittels
auf Pappe angeklebten Stadtplanstückchen (Arrondissement-förmig)
und Nadeln ermittelt, jeweils den Balancepunkt suchend. Die Spaziergänger
zeichnen mit ihren Körpern einen roten Faden spiralförmig durch
Pariser Labyrinth vom Stadtrand bis zum Zentrum. Die Strecke beträgt
44 km und das reine Spazieren nimmt ca. 11 Stunden, für Mahlzeiten
und sonstige Pausen bleiben ca. 4 Stunden übrig.
Zum ersten Mal bin ich diese Strecke am
2. September 1996 durchgelaufen; damals wohnte ich im Atelierhaus der Paris
Cité Internationale des Arts.
Seit 2001 besuche ich jeden Juli Paris
und laufe am 14.7. die Strecke immer wieder durch, aber jetzt sind die
Veranstaltungen offen für alle, die nur mitmachen wollen.
Während den letzten 5 Jahren haben
jährlich ca. 20 Leute aus der ganzen Welt an dem Spaziergang teilgenommen:
Künstler, Architekten und andere, die sich interessieren, Paris anders
zu erleben.
Die Strecke ist lang und der Asphalt unter
den Füssen hart. Sowohl eine sehr positive Laune als auch gute Schuhe
sind gefragt, damit der heisse Nachmittag oder mögliche Regenschauer
das abwechslungsreiche Wandern nicht abbrechen. Ungefähr die Hälfte
der Spazierer haben die ganze Spirale geschafft, der Rest gibt vorzeitig
auf oder schliesst sich erst später an.
Die Teilnehmer scheinen sehr positiv eingestellt
zu sein, obwohl die Beine schmerzen und es absurd scheint, durch alle Arrondissementmittelpunkte
zu navigieren.
Nach einigen Tagen kommen auch andere
Erfahrungen zum Vorschein, z.B. laut der Äusserungen der Cité-Leute
war der Spaziergang sogar der Höhepunkt des ganzen Sommers in Paris.
Die zeitliche Festlegung des Spazierganges
gerade zum französischen Nationaltag war zum ersten Mal mehr oder
weniger ein Zufall. Immerhin, die Sonne geht dann günstig um 6 Uhr
auf und die ersten U-Bahnzüge sind schon unterwegs. Der Tag hat beinahe
16 helle Stunden, das reicht ganz gut für angemessene Pausen.
Wenn meine Pariser Freunde dazu noch den
Tag sowieso frei haben und nichts besonderes vorhaben, bin ich vorläufig
bei dem Tag geblieben – jetzt bildet er schon eine Tradition.
Die Bilder der Ausstellung stammen von
insgesamt 7 Spaziergängen (1996 - 2005). Die Motive der Fotos sind
die Haupthimmelsrichtungen, der Boden und der Himmel. Auch die Kamera und
die Optik haben wir während den Jahren etwas ausgewechselt. In den
Bildern verschmilzt durch auf einanderliegende Fotoarrangements impressionartig
jeweils das Wesen des Stadtteils, genius logi.
Die auf dem Fussboden gezeichnete Tour
führt den Ausstellungsgast von den Pariser Vororten zur Stadtmitte...
Ausgestellt sind auch Markku Pääkkönens Video über den Spaziergang vom Jahr 2002, Schalllandschaft vom Spazieren im Jahr 2004 von Plastikerin Susanne Egle und Bilddokumentationen von Spaziergängen in den Jahren 2001-2005, aufgenommen hauptsächlich von Architektin Kirsti Rantanen (sie trägt die Verantwortung auch für einen bedeutenden Teil der Bearbeitung des Ausstellungsmaterials).
Mauri Korkka
Architekt
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